Ayahuaska


Wenn man manche Berichte über Ayahuasca liest, könnte man glauben, dass es ein Wundermittel ist, das mit nichts zu vergleichen ist. Angeblich soll es einen besseren Menschen aus uns machen. Wortmeldungen von Stars wie Sting heizen das Interesse noch an.
Ayahuasca soll es uns erleichtern, uns mit unserem höheren Selbst wieder zu verbinden. Es steht für die Möglichkeit, in schwierigen Situationen und Krisen die Lebensqualität eines Menschen zu verbessern. Es heilt von Drogen- und Alkoholsucht. In der Ajahuasca-Trance stößt man automatisch auf die Liebe, und die Liebe verändert alles, wenn auch das Durcharbeiten von Blokaden und Ängsten manchmal schmerzhaft sein kann.
Die Gefahr einer Sucht bestehe nicht, weil der Körper sich wehrt und man bei sehr häufigen Gebrauch eine Abneigung gegen das Mittel bekommt.
Das klingt natürlich alles sehr vielversprechend. Besonders reizvoll scheint der Aspekt zu sein, dass man „Ohne Vorbereitung und Übung, ohne sich je mit Spiritualität oder Esoterik beschäftigt zu haben, das Tollste erleben kann!“ Instant Enlightenment, sozusagen!


Was ist Ayahuasca?
Ayahuasca ist eine von vielen Bezeichnungen für ein halluzinogen wirkendes Gebräu, das die Schamanen des Amazonasgebietes traditionell in ihren Ritualen verwenden. Ayahuasca ist zweifellos eine kraftvolle Medizin, ein Trank aus heiligen Pflanzen, die im Urwald gedeihen. Es besteht aus zwei Komponeneten, aus DMT-hältigen Pflanzen und aus der
Liane Banisteriopsis caapi. DMT–Dimethyltriptamin ist ein hallulizinogenes
Triptamin- Alkaloid, das Visionen hervorruft. Oral kann es nur bei gleichzeitiger Aufnahme von Monoaminooxidasehemmern auf genommen werden. Die Liane Banisteriopsis caapi enthält solche MOA- Hemmer.
Der Geschmack des Getränkes soll großen Widerwillen erregen, es kommt
meist zu Erbrechen und auch Durchfall. Die Einnahme von Ayahuasca kann zu starken Visionen führen.

Wahrscheinlich ist, neben dem Wunsch nach Heilung, der Wunsch nach einen überwältigendem spirituellen Erleben der Anreiz für Suchende aus unserer zivilsations-abgestumpften Welt.

Leitet sich daraus das Recht ab, die Pflanzen und Riten einer gewachsenen,
südamerikanischen Schamanentradition für uns zu beanspruchen?
Die Entstehung zahlreicher Zentren im Amazonasgebiet und auf der ganzen Welt, und der blühende Handel mit den Pflanzen führt zur Ausbeutung der Resourcen des Urwaldes. Ayahuasca wird zum Konsumgut, das man überall auf der Welt im Internet kaufen kann. Es kommt zu einem Ayahuasca-Tourismus. Die Besitzer dieser Zentren sind meist keine indigenen Einwohner dieser Gebiete. Natürlich springen auch Einheimische auf diesen Zug auf um ihre Lebensbedingungen zu verbessern.
Es gibt aber auch kritische Stimmen unter ihnen, die sagen, dass die Betonung auf das Geschäftliche dem Respekt für die Heiligkeit der Pflanze nicht gerecht wird. Dass die indigenen Völker ausgebeutet würden und dass „diese Fremden ins Land kämen, um unser Wissen zu stehlen“


Warum soll ein heiliger Trank der Schamanen aus dem Amazonasgebiet der ultimative Weg zur Glückseligkeit auf der ganzen Welt sein?
Ist Heilung und Selbstfindung nur durch diesen Trank möglich?
Und sind Heilung und Selbstfindung überhaupt nur durch den Genuß halluzinogener Hilfsmittel möglich?
Ayahuasca wurde von den Schamanen eingenommen, wenn sie auf die Reise gingen. Sie benutzten diesen heiligen Trank um Informationen zur Heilung für die hilfesuchenden Mitglieder ihres Stammes zu erhalten, und zu anderen Fragen, die das Wohl des Stammes betrafen.


Die Ziele der Arbeit eines Schamanen sind in der ganzen Welt die gleichen, nämlich den Klienten zu unterstützen durch seine schmanischen Fähigkeiten. Schamanische Heilung ist auf der ganzen Welt möglich und wirksam. Man braucht dazu keine Reisen in exotische Länder zu unternehmen, um dem Ganzen noch den Touch eines Abenteuers zu geben. Der heimische Schamane muß nicht verschiedenste Rituale aus aller Welt sammeln um interessanter zu wirken und um den jeweiligen Hype mitmachen zu können.
Vielleicht kann es auch von Vorteil sein, einen langsameren Weg ohne Drogen zu gehen, wo man möglicherweise nicht von der Fülle des Erlebten überfordert wird und es nicht verarbeiten kann.
Und warum brauchen wir eigentlich Ayahuasca, wo es doch in jedem von uns angelegt ist Zugang zu unserem Höheren Selbst zu finden?